Post aus Sachsen! Die Sonntagskolumne von Jörg Urban
Liebe Freunde, liebe Leser,
bei der Suche nach neuen und günstigen Energiequellen für den wachsenden Bedarf der Menschheit, weht gerade überall auf der Welt, an Universitäten und in Forschungseinrichtungen, der frische Wind der Kernenergie.
So berichten mehrere Zeitungen derzeit z.B. über die fulminanten technischen Fortschritte beim „Königsweg Kernfusion“ (WELT). Neue Hightech-Laser könnten es ermöglichen, „eine Art künstliche Sonne im Labor zu zünden“. Waren es vor kurzem noch wenige Millisekunden, in denen es gelang einen Millionen-Grad-heißen Plasma-Kern zu stabilisieren, so gelingt dieses Experiment heute schon für einige Minuten. Ein rasanter Fortschritt.
Im großen Stil angewandt, könnten „CO2-freie“ Kernfusions-Reaktoren Strom für fünf bis zehn Cent je Kilowattstunde liefern. Aktuell liegt der Preis bei 37 Cent.
Weil das Potential der Kernfusion für saubere und sichere Energie derart überwältigend ist, fordert unsere Fraktion bereits seit längerem, im Forschungszentrum Dresden-Rossendorf einen kleinen, modularen Reaktor dafür aufzubauen.
Der Freistaat Bayern ist da schon weiter als Sachsen. Dort stehen zumindest 2,5 Millionen Euro für die erforderliche Weiterentwicklung der Laser-Kernfusion zur Verfügung. Einige deutsche Start-Ups mit je etwa 50 Personen hoffen, damit den großen Durchbruch zu erreichen. Sie schätzen, in zehn Jahren könnten die ersten Kraftwerke gebaut werden.
Im Vergleich zum Ausland hinkt aber auch Bayern weit hinterher. Im französischen Cadarache arbeiten 2.000 Mitarbeiter daran, die Geheimnisse der Kernfusion zu erforschen. Sie versuchen, die chemischen Prozesse im heißen Inneren der Sonne zu imitieren.
Ob und wann das gelingen wird, lässt sich natürlich nicht sagen. Als 1903 der Traum vom Fliegen mit einem Motor verwirklicht wurde, ließen sich ebenfalls noch keine Vorhersagen zu erschwinglichen Flugreisen für jedermann machen. Aber der Flugverkehr entwickelte sich seit damals in einer rasanten Geschwindigkeit.
So wie bei der Flugzeugtechnik im 20. Jahrhundert könnte es in diesem Jahrhundert auch bei der Kernfusion sein. Neben Frankreich und Großbritannien setzen vor allem die USA und China auf diese Technologie. Wenn sich die deutsche Regierung also nicht sputet, werden wir in Zukunft auch bei der Nutzung der Kernenergie abhängig vom Ausland sein.
Verhindert werden kann das nur durch gut finanzierte, technologie- und ergebnisoffene Forschung. Deshalb sollte Deutschland neben verstärkten Investitionen in die Erforschung der Kernfusion auch die Weiterentwicklung der bereits bewährten Kernspaltung mittels besserer und neuer Reaktortypen im Blick behalten.
Im Bereich der Kernspaltung geht es aktuell vor allem darum, sogenannte Endlager durch das Recycling nuklearer Reststoffe überflüssig zu machen. Es ist bereits heute möglich, einen großen Teil des angeblichen „Atommülls“ zur Energiegewinnung weiter zu nutzen. Wir sollten diesen scheinbaren „Müll“ daher als wertvollen Rohstoff betrachten, anstatt ihn für ewige Zeit zu vergraben.
Die derzeitige öffentliche Debatte über die Kernenergie geht jedoch leider in eine andere Richtung. Während SPD und Grüne an der Verteufelung dieser Technologie festhalten, obwohl Sicherheitsprobleme in Deutschland nahezu ausgeschlossen sind, sehen CDU und FDP in der Kernenergie lediglich ein „kleineres Übel“.
Sie sagen: Deutschland sollte für den Übergang zum Zeitalter von Windrädern und Solaranlagen die Laufzeit der bestehenden Kernkraftwerke unwesentlich verlängern. Für den technischen Fortschritt bei der Nutzung der Kernenergie interessieren sich CDU und FDP hingegen fast überhaupt nicht, weil sie in ihr fatalerweise eine Technologie der Vergangenheit sehen, die Deutschland ihrer Ansicht nach so schnell wie möglich aufgeben sollte.
Moderne, umweltschonende Kernkraftwerke und auch die zukünftigen Fusions-Reaktoren werden von allen bedeutenden Industrie-Nationen als Energiequellen der Zukunft angesehen. Der von Sachsens CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer mitbeschlossene Ausstieg aus der Nutzung und Erforschung der Kernenergie im Jahr 2011 war nicht nur mangels echter Alternativen falsch. Der Atomausstieg war auch falsch, weil Technologieoffenheit zu den Grundprinzipien jeder freien Wissensgesellschaft zählen muss, um Innovationen und Fortschritt zu ermöglichen.
Lassen Sie mich deshalb zum Abschluss eines betonen: Die AfD will Deutschland zurück an die Spitze des wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts bringen. Die engstirnige Fokussierung auf Wind- und Solarenergie ist letztendlich Planwirtschaft. Politiker maßen sich an, zu wissen, welche Technologien zukunftsfähig sind. Das kann nicht gutgehen. Das muss am Ende in technologische Sackgassen führen, so wie jede Planwirtschaft letztendlich in Sackgassen scheitert.
Unsere Aufgabe ist es daher, politisch gegenzusteuern. Wir fordern in den Parlamenten vehement die Freiheit der Wissenschaft und die Freiheit des Marktes, damit sich am Ende die besten, die effizientesten, die umweltverträglichsten und die preiswertesten Technologien durchsetzen können.
Bis nächsten Sonntag,
Ihr Jörg Urban
PS: In Sachsen beginnen nun die Sommerferien. Ich wünsche Ihnen allen einen erholsamen Urlaub!