Vorsicht, Post aus Sachsen! Die Sonntagskolumne von
Jörg Urban
Liebe Freunde, liebe Leser,
reicht es aus, pflegebedürftige und alte Menschen „satt und sauber“ zu halten,
und ihnen die notwendigen medizinischen Behandlungen zustehen?
Oder, um es etwas konkreter zu machen: Reichen Pfefferminztee, zwei Kekse am
Nachmittag und ein Fernseher aus, um dem Anspruch einer würdigen Betreuung in
einem Pflegeheim gerecht zu werden?
Ich möchte dem ganz vehement widersprechen. „Satt und sauber“ dient vor allem
der Profitoptimierung mancher Unternehmen. „Satt und sauber“ wird von Seiten der
Politik aus Kostengründen favorisiert.
Die Würde des Menschen, die das Grundgesetz als „unantastbar“ hervorhebt, bleibt
dabei aber auf der Strecke. Jemand, der Kinder groß gezogen hat, jemand der
jahrzehntelang fleißig gearbeitet hat, darf im Alter mehr erwarten als nur ein
trostloses Minimalprogramm.
Insbesondere haben aus meiner Sicht pflegebedürftige Menschen selbstverständlich
ein Anrecht auf Geselligkeit und auf kleine Alltagsfreuden. Das ist freilich
teurer und geht über das kalte Kosten-Nutzen-Kalkül der Unternehmen hinaus.
Der Staat ist daher gefordert, die Pflege besser zu finanzieren und dafür an
anderen Stellen zu sparen. Wir wissen z.B., dass für die Vollversorgung
einzelner jugendlicher Migranten bis zu 6.000 Euro pro Monat anfallen.
Hier sehe ich die Prioritäten falsch gesetzt. Warum steht dieses Geld nicht in
erster Linie für unsere Großeltern zur Verfügung, deren Lebensleistung eine
entsprechende Anerkennung verdient hat?
Welchen Stellenwert die Pflege bei den Altparteien „genießt“ (im negativen
Sinne), zeigen gerade die jüngsten Äußerungen des SPD-Gesundheitsministers Karl
Lauterbach. Ungeimpften Krankenschwestern und Altenpflegern sprach er ab, „für
den Beruf überhaupt geeignet“ zu sein.
Das ist ungeheuerlich. Die Bezahlung der Pflegekräfte ist vielfach sehr
bescheiden, während die körperliche und psychische Belastung enorm ist. Gerade
in der Altenpflege braucht es neben der beruflichen Qualifikation sehr viel
Idealismus. Herr Lauterbach würde sicherlich anders über den Pflegeberuf
urteilen, müsste er auch nur eine Woche lang die Nachtschichten in einer
Pflegeeinrichtung übernehmen.
Was ich damit zum Ausdruck bringen will: Das Hauptmanko der deutschen
Pflege-Politik besteht in ihrer Realitäts-Ferne. Seit Jahren doktern abgehobene
Minister wie Lauterbach und vorher Jens Spahn an einem kaputtgesparten System
herum, statt neue Wege einzuschlagen.
Wie man es anders machen kann, zeigen unsere europäischen Nachbarn mit Erfolg.
In Dänemark und den Niederlanden gilt der Grundsatz: Häusliche Pflege vor
stationärer Unterbringung! Das Ziel ist es dabei stets, die Selbständigkeit der
Pflegebedürftigen, so gut und lange es geht, zu erhalten.
Für Sachsen schlägt die AfD deshalb vor, sich an diesen Vorbildern zu
orientieren. Wir forderten im Sächsischen Landtag bereits mehrfach die
Einführung eines großzügigen Landespflegefördergeldes. Wir möchten so erreichen,
dass möglichst viele Angehörige es sich beruflich leisten können, ihre
pflegebedürftigen Eltern bzw. Großeltern selbst im Alltag zu unterstützen, und
das in der vertrauten, häuslichen Atmosphäre.
Wie die Niederlande mit ihrem Nachbarschaftshilfeprogramm „Buurtzorg“
eindrucksvoll zeigen, ist das nicht nur herzlicher und stärkt den familiären
Zusammenhalt in schwierigen Zeiten. Zugleich sanken in den Niederlanden auch die
Arbeitsstunden pro Patient um 40 Prozent und damit die Pflegekosten in
Milliardenhöhe. Diese Einsparungen kämen sehr gelegen, um endlich den
Pflegekräften bessere Löhne zahlen zu können und um die Eigenanteile für einen
Pflegeheimplatz zu reduzieren.
Jeder von uns kann im Alter einmal auf Hilfe angewiesen sein. Und jeder von uns
wird sich dann Mitgefühl und menschliche Wärme wünschen. Familien, die deshalb
die Pflege in den eigenen vier Wänden organisieren, haben die volle
Unterstützung des Staates verdient.
Diese Familien – wie bisher – in die Armutsfalle zu schicken, ist für eine
wohlhabende Nation wie Deutschland schlicht eine unerträgliche Schande.
Die Würde des Menschen ist unantastbar! Wann nimmt das unsere Regierung endlich
ernst? Die AfD fordert daher weiter: Mehr Respekt vor den „Alten“! Und mehr
Wertschätzung für diejenigen, die in der Pflege tätig sind.
Bis nächsten Sonntag,
Ihr Jörg Urban